Epitaph der Familie des Christoph Zipf (d. Ä.)

Sandstein mit Resten farbiger Fassung, außen an der östlichen Langhauswand. Zweigeschossiger, zweiteiliger Aufbau: unten hochrechteckige Platte mit Vollwappen in tief eingeschnittenem Feld mit Hohlkehlenrahmung. Darüber annähernd quadratische Tafel mit querrechteckigem Bildfeld: in der linken Hälfte der bärtige Verstorbene, mit kurzer (ehemals) schwarzer Schaube und Barett in den Händen im Gebet vor dem Gekreuzigten (I) in der rechten Hälfte kniend. Der Hintergrund mit Teppichornamentmotiven verziert. Unterhalb des Bilds vierzeilige Inschrift (II), am Unterrand der Tafel, als Übergang zum weniger tiefen unteren Geschoß mit Vollwappen, schräg in die Bildfläche gekipptes Spruchband mit zweizeiliger Inschrift (III). Zuoberst einfach profilierte Gesimsleiste. Reste ehemaliger Polychromierung des verwitterten Denkmals vor allem im Bildhintergrund erhalten. Nach StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 114r (aquarellierte Nachzeichnung), waren der Bildfond gelb (heute grün), die Ranken des Teppichmusters grün (heute grün auf rotem Grund), die Kleidung des Verstorbenen grau, das Barett schwarz und das Kreuz braun bemalt. Der Reliefgrund des Wappens war grün, die Greifen gold (heute gelb), die Balken im Schildfuß braun (heute schwarz).

H. 199 cm, B. 80 cm, Bu. 4 cm (II) und 6 cm (III). – Kapitalis.

Textedition                     

I.          INRI

II.         HIEa) LIGT BEGRABEN DER ERBAR / CHRISTOFF ZYPFF DER ALLT

            MIT ALLER / SEINER FREVNDSCHAFT DEM GOT SEY / GENADIG

            VND BARMHERCZIG

III.       CRISTOBHORVSb) · ZYPFc) · DER · / · ALT ·

Anmerkungen

a)        Anfangsbuchstabe vergrößert.

b)        I stark verkleinert auf halber Höhe nachgetragen.

c)        ursprünglich wohl ZYBF, der Schaft des B nachträglich als P in den

           Unterlängenbereich verlängert.

Wappen: Zipf1).

Kommentar

Christoph Zipf zu Weißenkirchen, vermutlich ein Sohn des 1495 als Spruchmann im Streit um Tegernseer Weindienste fungierenden Weißenkirchener Bürgers und zeitweiligen Wachauer Richters (1500) Hans (d. J.) Zipf, und seine Frau Agnes nahmen 1528 verschiedene Weingärten in der Wachau vom bayerischen Kloster Tegernsee in Bestand2). 1531 besaß er ein Haus im Weißenkirchener Schlottviertel, an das Häuser des Wolfgang Dryckhl und des Koloman Paur angrenzten3). Einer seiner in Weißenkirchen gelegenen Weingärten lag 1558 neben dem Weingarten „Wirmbl“ des Richters der Wachau, Gebhard Göbl4). Ein mutmaßlicher Sohn oder Enkel Christophs, Daniel, bezeugte 1583 die Rechnung der Weißenkirchener Marienbruderschaft5).

1)   Auf Schildfuß mit zwei schwarzen Schrägbalken ein Greif; geschlossener Helm; wachsender goldener Greif.

2)   S. BayHStA München, Klosterurk. Tegernsee 2770 (1528 August 24). Zu Hans (d. J.) Zipf s. Marktarchiv Weißenkirchen, Urk. 111 (1499 Juli 4) und 115 (1500 März 29), Plesser, Kirchengeschichte (1932) 438 (1495 März 19) und Plesser, Kirchengeschichte (1951) 535. Die Zipf scheinen schon wenigstens zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Weißenkirchen gesessen zu sein. 1408 oder 1409 fungierte Hans (d. Ä.) Zipf mit anderen Einwohnern von Weißenkirchen als Spruchmann im Streit zwischen dem Kloster Seitenstetten und dem Weißenkirchener Hans Vogler, s. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 525 (hier 1409 November 27) und 560 (hier 1408 November 27.

3) S. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 586f. (1531 Dezember 6).

4) S. OÖLA, Herrschaftsarchiv Weinberg, Urkundensammlung Kt. 24, Nr. V/15 (1558 Jänner 2, Weißenkirchen).

5) S. DASP, PA Weißenkirchen, Pfarrakten 3, unfol.